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Förderung von Fachkräften im Margna

Interview mit Martin Barth zur Sicherung des Fachkräfte-Nachwuchses in der Hotellerie. Barth ist Professor und Studiengangleiter CAS Quereinstieg Tourismus an der Hochschule Luzern, Gründer World Tourism Forum Lucerne und Verwaltungsrat von Engadin Tourismus.

Das Thema Fachkräftemangel in der Tourismus- und Gastronomiebranche wurde in den letzten Monaten häufig in den Medien thematisiert. Wo zeigen sich die Unterschiede zwischen Stadt- und Landhotellerie?
Die Herausforderung des Fachkräftemangels existiert grundsätzlich sowohl in der Stadt wie auch in den alpinen Destinationen gleichermassen. In Feriendestinationen kommen aber zusätzlich die Probleme dazu, dass interessierte Mitarbeitende keinen bezahlbaren Wohnraum finden. Dazu kommt, dass die Generation Y and Z nach einer gesunden Unternehmenskultur, zeitgemässen Zielen, herausfordernden Aufgaben mit Wachstumspotential, regelmässigen Feedbacks sowie ein Führungsstil, bei dem Mitbestimmungsrecht, Autonomie und Handlungsspielraum im Zentrum stehen, Ausschau halten. Hier hat es die eher kleinstrukturierte Hotel- und Gastrobrache in den Bergen allenfalls schwieriger. Themen wie Umweltbewusstsein, soziale Gerechtigkeit, Inklusion, Diversität und ganzheitliches Denken sind aber Themen der Generation Y und Z, die sowohl in Städten wie in den Bergen relevant sind. Hier müssen wir als Unternehmen Antworten für Nachwuchskräfte bereit haben.

Wie erklären Sie sich das negative Image der Branche als Arbeitsfeld?
Ich glaube nicht, dass die ewige Mär der langen Arbeitstage, geringem Lohn und Wochenendarbeit die einzigen Probleme sind. Wenn die vorher angetönten Themen erfüllt sind, sind junge Leute nach wie vor sehr wohl bereit, in der Hotel- und Gastrobranche eine Karriere zu starten. Ich denke aber, dass wir es als Branche verpasst haben, uns während der Corona Pandemie die richtigen Fragen zu stellen: was wollen wir, was können wir besser als andere, wollen wir einzige auf das Primat der Quantität setzen, wie steht es mit der Nachhaltigkeit in Tourismus und Hotellerie. Diese Antworten müssen wir auch der Bevölkerung kommunizieren, denn letztlich ist doch eine Grundvoraussetzung im Tourismus, dass die Einheimischen zufrieden sind; eine zufriedene Bevölkerung ist die unabdingbare Grundlage für eine hohe Gastfreundschaft in einer Destination.

Mit dem CAS für Quereinstieg Tourismus leisten Sie einen wertvollen Beitrag, um einen Einstieg in die Branche attraktiver zu gestalten. Sichern Quereinsteiger die Zukunft der Branche?
Das wäre vermessen zu behaupten. Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger können das Problem des Fachkräftemangels alleine nicht lösen. Aber sie sind Teil der Lösung. Tatsache ist, dass ein Grossteil der knapp 200 Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger der letzten 12 Kursen seit 2006 bestens in der Branche Fuss gefasst haben. Die Motivation von jemanden zwischen 35-55, der/die seinem Leben eine neue Ausrichtung geben will ist extrem hoch. Wir als Brache müssen ihnen Möglichkeiten für einen Einstieg bieten.

Sie haben neu einen Sitz als Verwaltungsrat bei ESTM inne. Wo sehen Sie die Chancen, auch innerhalb der Destination Potenzial zu erkennen und Ihr Konzept umzusetzen?
Das Engadin ist eine faszinierende Destination und zieht viele Menschen magisch an. Wenn wir unsere Hausaufgaben richtig machen, dann kann das Engadin Heimat von noch mehr Quereinsteigern und Quereinsteigerinnen werden. Dafür muss das Engadin aber interessierten Mitarbeitenden Wohnungen zur Verfügung stellen. Zum Glück gibt es hier in Pontresina, Sils und weiteren Gemeinden sehr gute Initiativen und Ansätze.

Im Margna werden Leidenschaft und Motivation im Arbeitsalltag grossgeschrieben. Liegt darin der Schlüssel zum Erfolg für die Rekrutierung von Fachkräften?
Unbedingt. Das Margna hat viel zu bieten: ein vollständig neu umgebautes, fantastisches Hotel, ein guter Teamspirit und dazu eine Grösse, die vieles vereinfacht. Zudem hat das Margna ein genügend grosses Mitarbeiterhaus. Dass im Margna auch einige Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger arbeiten, zeugt von einer attraktiven Personalpolitik.

Was macht die Branche so spannend?
In Tourismus, Hotellerie und Gastronomie geht es um Menschen, um eine hohe Interaktion und die Befriedigung von menschlichen Bedürfnissen. Es gibt keine schönere Tätigkeit. Wenn aber die jüngeren Generationen Ihre Erwartungen nicht erfüllt sehen, dann ist ihre Loyalität schnell weg und sie ziehen weiter. Wir haben es also selber in der Hand, ob die jüngeren Generationen unsere Branche auch so spannend finden wie wir es tun.